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Sonntag,02.03.2014
Wir kommen buchstäblich am Zahnfleisch daher. Ursprünglich wollten wir ja schon am Freitag, den 28.02.014 losfahren. Aber weder wir noch Matthias werden mit den Reisevorbereitungen fertig. Heppo schraubt bis nachts um vier und steht um sechs Uhr morgens schon wieder auf. Die To-do Listen werden immer länger statt kürzer, und es gibt noch so vieles, was es zu bedenken gilt… Ein Jahr ist schließlich lang, und auch Zuhause muss alles geregelt sein.
Aber nun sind wir fast fertig und sitzen auf der Couch. Es ist 22 Uhr, es klopft an der Tür vom neuen Circuswagen. Der ganze Wagenplatz steht vor der Tür und stattet uns einen Überraschungsbesuch ab. Wie toll! So viele Leute waren noch nie in unserem Wagen: 12 Personen. Ein Kasten Bier wird herbeigeschafft, und wir bekommen ein Abschiedsgeschenk: Es ist ein roter Notfallkoffer mit Kräutertees, Tigerbalsam und Zuckerketten. Auf dem Koffer klebt fast die ganze Aufklebersammlung von Hamsta und Dominik.
Liebe Gänse, wir werden Euch so vermissen!
Schön, wenn man so ein nettes Zuhause hat.
Montag, 03.03.2014
Abfahrt vom Wagenplatz gegen 13.30 Uhr. Unsere Mitbewohner und Hunde verabschieden uns bei Sonnenschein. Danach fahren wir noch zum Einkaufen: dm Markt, ReWe, Tanken. Bis Passau geht es auf der Autobahn, dann ab der Grenze an der Donau entlang nach Linz. Leider verfahren wir uns in Linz, weil wir nur mit einer Europakarte und einer vagen Wegbeschreibung unterwegs sind. Ein Audifahrer führt uns wieder aus Linz heraus nach Gallneukirchen (“Goli”, wie die Österreicher sagen), weiter nach Alberndorf, und wir fragen uns zu Carmen und Tills Adresse durch. Die beiden wohnen zur Miete in einem alten Bauernhaus, das aus Natursteinen gemauert ist, ihre Wohnung selbst ist afrikanisch mit vielen Masken und schönen Stoffen eingerichtet. Ich falle todmüde ins Bett und schlafe wie ein Stein auf dem neuen Futon.
Dienstag, 04.03.2014
Keine Ahnung, wann wir zuletzt bis um 10 Uhr geschlafen haben. Das tut gut. Das Wetter ist leider bewölkt, und es ist etwas kälter als vor unserer Abfahrt in Regensburg. Unser Stellplatz, den wir gestern nur bei Nacht gesehen haben, ist sehr idyllisch. Auf ca. 800 Höhenmetern stehen wir auf einem Hügel, links von uns ein Tal mit Wiesen, Wald und in der Ferne vereinzelte Höfe, rechts ein Schuppen und ein Hühnerstall. Der Vermieter kommt vorbei und taut nach anfänglicher Skepsis sichtlich auf und bewundert unseren LKW. Die Hofhunde – Gina und Teddy – vor denen uns Carmen schon gewarnt hatte („Des san zwoa richtige Scheißhunde“) verstehen sich wider Erwarten gut mit Sidi – zur Erleichterung von Carmen und Till.
Am Nachmittag gehe ich mit Sidi spazieren und erkunde die Gegend, dabei entdecke ich den Teufelstein, angeblich ein keltischer Kultplatz. Es ist eine große Steinplatte, die von einem Felsenturm gerutscht ist und nur durch zwei Steinkugeln gehalten wird. Offensichtlich wird der Platz immer noch von der Bevölkerung verehrt: Geflochtene Zweige, Glitzersteine, Moosbahnen, die über Zweigen hängen und mit Augen bemalte Felsen sind deutliche Zeichen.
Abends kommen Oliver und Deborah zu Besuch. Die beiden kennen wir bereits aus Marokko, wo sie mit einem großen Steyr-LKW unterwegs waren. Ein paar Tage haben wir mit ihnen auf einem Teknival in Agdz verbracht. Oliver ist ein guter Freund von Till. Die Welt ist bekanntlich klein, und man trifft sich ja auch immer zwei Mal. Da es aber mitten unter der Woche ist und die Österreicher morgen arbeiten müssen, gehen alle früh ins Bett. Wir selbst haben auch einiges an Schlafnachholbedarf. Die letzten Tage und Wochen waren ziemlich anstrengend.
Mittwoch, 05.03.2014
Sidi möchte raus. Es ist 8.00 Uhr. Aber die Sonne scheint, und auch ich habe Lust aufzustehen. Die Hündin Gina wartet schon freudig wedelnd auf Sidi. Der Platzrüde Teddy ist sichtlich beleidigt und zeigt nur kurz, dass er der eigentliche Herr des Platzes ist, indem er deutlich und ausdauernd rund um unseren LKW markiert. Wir frühstücken ausgiebig, leider ist die Sonne schon wieder weg… Der Tag vergeht sehr angenehm mit einem Spaziergang zum Aussichtsturm am Roadlberg (mit Rotwildgehege) und abendlichem Beisammensein in unserem LKW. Heppo und Matthias kochen Auberginennudeln für alle.
Donnerstag, 06.03.2014
Wir warten immer noch auf unsere Visa, erster Teil: Russland, Kasachstan und Tadschikistan. Sie sind seit zwei Tagen überfällig und liegen immer noch in der kasachischen Botschaft. Außerdem verfolgen wir mit Besorgnis die sich zuspitzende Situation in der Ukraine und Russland. Ganz abgesehen von unseren Reiseplänen hört sich das gar nicht gut an. Ab dem 25.05. läuft auch unser Russland- Visum, und davor wollten wir quer durch die Ukraine. So was Blödes!
Fr, 07.03.2014
Mittlerweile haben wir eine neue Idee, um die Ukraine zu umgehen: mit einer Fähre über das Schwarze Meer. Die Internetrecherche gestaltet sich nicht ganz so einfach. Anscheinend gibt es eine Fährverbindung von Trabzon (Nordosttürkei) nach Sochi, aber weder findet man irgendwo genaue Angaben zur Fähre, zum Fahrplan, noch zum Preis. Ab Istanbul oder Samsun scheint es eventuell auch noch eine Verbindung zu geben. Abends Lagerfeuer mit Olli, Till und Carmen und erstem Dutch-Oven Gericht: Kartoffelgratin (siehe Kartoffelgratin im Dutch-Oven).
Samstag, 08.03.2014
Matthias, unser Spezialist für Listen, Kalkulation und Routenplanung, hat bereits lange vor unserer Abreise einen genauen Fahrplan mit Angabe der Fahrtage für uns ausgearbeitet. Lustigerweise haben wir den Plan bereits zu Hause schon nicht einhalten können, da wir erst zwei Tage später als geplant abfahren konnten. Und jetzt sollten wir laut Plan bereits in Kroatien sein, sind aber immer noch in Österreich. Egal, die Sonne scheint auf jeden Fall und wir unternehmen eine Wanderung nach Ottenschlag. Laut Till ist es “das schönste Dorf Oberösterreichs”. Ottenschlag ist wirklich sehr sehenswert, hier sind fast alle Häuser in der traditionellen Granitstein-Haus-Weise erbaut. Wir kehren noch schnell in das Dorfwirtshaus ein, und gestärkt machen wir uns auf den Rückweg.
Sonntag, 09.03.2014
Sonnenschein, Internetrecherche, Bulgur und Bier 🙂
Angeblich kommen morgen unsere Visa!
Montag, 10.03.2014
Die Dokumente kommen erst um halb sechs Uhr abends mit UPS. Also bleiben wir noch eine Nacht. Ich glaube, unsere Gastgeber haben schon Angst, dass sie uns nicht mehr los werden…
Dienstag, 11.03.2014
Wir fahren tatsächlich weiter. Die Fahrt ist anstrengend und mühsam wegen der vielen Steigungen. Die Stimmung ist schlecht. Streit in Kapfenberg, wo wir uns über eine Stunde an einer Tanke aufhalten. Unsere Kreditkarte funktioniert nicht, und nach ewigem Ausprobieren zahlen wir endlich in bar. Die zweite Hiobsbotschaft: Laut Auskunft der Einheimischen gibt es keinen anderen Weg als die Autobahn zu nehmen. Das bedeutet aber in unserem Fall, eine GO-box zu kaufen, was wir uns nicht leisten können bzw. nicht wollen. Ein LKW Fahrer verrät uns aber noch einen weiteren Weg ohne Autobahn. Dazu müssen wir uns erst wieder Richtung Wien halten, und dann ist Ungarn bzw. Slowenien schon ausgeschildert. Wir übernachten zwischen Anger und Weiz in der Steiermark in Grub an der Grubbründlkapelle.