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Sonntag, 14.09.2014
Unser nächstes Highlight soll der Geysir in der Nähe von Alichur sein. Wir sind gespannt. (Unser letzter Geysir in Serbien war eher ein Flop). Der Weg dorthin führt über ca. 20 Kilometer Piste, durch sumpfige Passagen sowie über extrem steile Auffahrten (genaue Wegbeschreibung hier). Für Frau Scherer ist das aber kein Problem.
Heppos Adlerauge spürt den Geysir auf, von dem wir bis dato keine korrekten Koordinaten haben. Zur Linken, in einem canyonartigen Tal, sehen wir eine kleine Fontäne. Die nächsten Stunden verbringen Matthias und ich in Lauerstellung mit dem Fotoapparat auf Anschlag. Uns gelingen ein paar schöne Aufnahmen.
Bei einem Spaziergang entdecke ich, dass ungefähr 300 Meter weiter auf der Piste ein Schild zu einem (vermeintlich) zweiten Geysir führt. Dabei handelt es sich aber um eine stark kohlensäurehaltige Mineralwasserquelle, die keinerlei Geysiraktivitäten aufweist. Das erklärt auch die vielen enttäuschten Reiseberichte im Internet. Der Geysir ist falsch beschildert, und die meisten Reisenden fahren wohl glatt an der Attraktion vorbei. Wir füllen uns ein paar Flaschen von dem wohlschmeckenden Mineralwasser ab und freuen uns, dass wir zu den wenigen Glücklichen zählen, die den eigentlichen Geysir gefunden haben.
Montag, 15.09.2014
Am Yashikul soll es eine heiße Quelle geben, die in unserer englischen Karte auf der Nord-Ostseite verzeichnet ist. Nach längerem Suchen finden wir sie – und das dazugehörige Waschhaus. Sie ist aber ausgetrocknet. Dafür entdecken wir eine ehemalige Karawanserei sowie einen Friedhof, Lehmkuppelbauten und verlassene Bauernhöfe. Der Yashikul leuchtet in allen Schattierungen von Blau, und wir unternehmen einen schönen, kleinen Spaziergang.
Dienstag, 16.09.2014
Heppo und ich wandern zum Sonnenkalender. Es sind drei Steinkreise, die mitten in der schönsten Landschaft liegen. Ja, ich weiß, langsam werden die Superlative langweilig. Aber hier kann man einfach nicht anders als in den höchsten Tönen zu loben.
Etwas abseits finden wir Petroglyphen, die Hände zeigen. Irgendein Idiot hat mit “Ibrahim 2002” unterschrieben.
Matthias ist uns hinterher geradelt und bringt uns ein Mittagessen: Couscous. Voll nett!
Am Ende des Tages sind wir 25 Kilometer gegangen. Das härteste Stück ist dann noch, durch eine Furt zu waten. Das Wasser geht mir bis zu den Oberschenkeln, und es ist so kalt, dass die Beine taub werden.
Mittwoch, 17.09.2014
Wir sind dazu übergegangen, unseren Abfall selbst zu verbrennen. Eigentlich gibt es schon seit Russland keine funktionierende Müllabfuhr mehr. Und so ist es ein bisschen heuchlerisch, seinen Müll in irgendwelchen Eimern (falls überhaupt vorhanden) zu deponieren und das Entsorgen der einheimischen Bevölkerung zu überlassen. Das einzig Konsequente ist – unserer Meinung nach – das Problem selbst in die Hand zu nehmen.
Gerade als unser Plastikmüll so richtig schön vor sich hin kokelt, erscheinen am Horizont zwei Motorräder und halten geradewegs auf uns zu. Sara und Gerhard sind ein Schweizer Paar aus Bern, ungefähr in unserem Alter. Wir laden die zwei zum Teetrinken in unser Zuhause ein und tauschen Informationen. Wir verraten ihnen den Geheimtipp heiße Quelle Elli Suu und die Koordinaten vom Geysir. Dafür bekommen wir einige Tipps für den Iran und die Türkei.
Wir fahren noch ein Stück weiter zum See und zur Ortschaft Bulunkul. In einem kleinen Laden füllen wir unsere Grundnahrungsmittel auf.
Auf der Südseite des Yashikul entdecken wir die warme Quelle von Bulunkul. Das Badehaus ist ebenfalls verlassen, aber noch weitgehend funktionsfähig. Aus dem Berg fließt in einer Hütte handwarmes Wasser in ein Naturbecken und von dort aus weiter in eine veralgte Badewanne. Gut genug für uns! So ein richtiger Wellnesstempel ist das Ganze aber dann doch nicht, und so wollen wir noch weiter bis an das westliche Ende des Yashikuls. Dort soll es einen Naturdamm geben. Der mürrisch dreinblickende Wachposten verleidet uns dann aber den Aufenthalt vor Ort. Der Damm ist wohl sowieso eher für Spezialisten eine Attraktion. Also wenn man am Wasser-Wirtschaftsamt arbeitet, sollte man sich dieses Naturphänomen keinesfalls entgehen lassen.
Donnerstag, 18.09.2014
Eine Hirtenfamilie hat uns schon gestern erspäht und zum „Choi“ (Tee) trinken einladen wollen. Heute machen wir also kurz Halt und werden in das kleine, gemütliche Lehmhaus gebeten. In der Mitte steht ein großer Holzofen, auf dem gruslige Eingeweideteile brutzeln.
An den Wänden befinden sich rundum erhöhte Podeste, die Liegeflächen, Wohn- und Esszimmer zugleich sind. Die Familie besteht aus Vater, Mutter, Tochter und Tante. Ich kann mir nur die Namen der Tochter und Mutter merken: Nilofar und Maia. Die andern beiden Namen sind unaussprechlich für uns und haben mindestens eine Silbe zu viel. Das ist uns nun schon öfter aufgefallen bei den tadschikischen Namen, da heißt dann jemand tatsächlich „Chodochorchoro“, odersodersososo???
Die Familie hat Erbarmen und verschont uns vor den Eingeweideteilen. Stattdessen bekommen wir abgekochte Kuhmilch zu trinken, dazu frisches Brot mit Butter. Auch eine Pamirspezialität wird uns gereicht: „Tschirchoi“. Das ist schwarzer Tee mit Milch und Salz und einem Flöckchen Butter. Das ist gar nicht so schlecht und schmeckt dann fast wie eine nahrhafte Suppe.
Die fünf Jahre alte und ziemlich ungezogene Nilofar turnt währenddessen um uns herum und hält uns angezündete Zigarettenstummel unter die Nase, sehr zur Belustigung der Verwandten. Wir finden das nicht ganz so witzig…
Die Männer unterhalten sich mit Hilfe des russischen Bildlexikons über die örtliche Fauna. So erfahren sie, dass es hier Wölfe, Bären, Füchse, Schneeleoparden, Marco-Polo-Schafe, Fledermäuse und Adler gibt.
Zum Abschied versprechen wir der netten Familie, ihnen Abzüge vom Gruppenfoto zu schicken. Allerdings besteht die zu Papier gebrachte Adresse nur aus dem Dorf und dem Familiennamen; ich bin mir nicht sicher, ob der Versand so funktionieren wird.
Weiter lesen: Vachan Korridor
Und das war zuvor: Murgab, Tadschikistan
Hallo ihr drei!
Wir haben endlich wieder mal Internet 🙂
Wo seid Ihr wohl im Moment? Ich habe Euer Tagebuch gelesen, tönt spannend und ist super gut geschrieben. Wir sind stolz in Eurem Tagebuch erwähnt zu sein!
Wir waren leider nicht bei der heissen Quelle, da wir noch in Sary Mogul ein Pferdetrek machten (zum Glück nur zwei Tage, sonst hätten wir ähnliche Probleme gehabt wie ihr!).
Wir sind jetzt in Osh und müssen noch Alles packen und verpacken für den Flug.
Wir wünschen Euch noch eine spannende Reise und viele interessante Erlebnisse
Liebe Grüsse
Gerhard & Sara
Liebe Sara, lieber Gerhard,
danke fuer den Kommentar und den Link.
Wir sind gerade in Chorog und erledigen dies und das, wir haben uns u.a. registrieren lassen.
Das ist ganz schoen nervenaufreibend und zeitraubend.
Wie war das Pferdetrekking?
Vielleicht sehen wir uns ja in der Schweiz oder in Regensburg?
Schoene Gruesse und eine gute Heimreise!