Tipp: Super-WoMo-Stellplatz in Ljubljana (hässlich, aber zentral, Nähe Metelkova Mesto. Mit WC und Dusche im Hinterhof einer privaten Waschanlage zu 15 Euro pro Nacht): Masarykova Cesta Ecke Njegoseva Cesta).
Das Fazit schicke ich gleich voraus: Zwei Wochen mit dem Laster sind ein Witz. Bevor man überhaupt losgefahren ist, kann man schon wieder umdrehen. Frau Scherer und auch wir sind das kurze Reisen einfach nicht gewöhnt. Das nächste Mal, so sind wir uns alle einig, müssen wir wieder länger und weiter weg fahren.
So war es dieses Mal also nur ein Kurztrip nach Slowenien, quasi Otto-Normal-Urlaub.
Frau Scherer freute sich trotzdem, endlich wieder heißen Asphalt unter ihren großen Reifen zu spüren, und auch unser Hund Sidi blühte „on-the-road“ sichtlich auf. Schon beim Packen wich er nicht mehr von Scherers Seite. Ja, und auch wir fühlten es wieder, das Reisekribbeln, den Ruf der Landstraße, den unwiderstehlichen Sirenengesang der Freiheit… Was für ein wunderschönes Lied!
Im hübschen slowenischen Hafenstädtchen Piran, ließen wir die Füße in die Adria baumeln, blickten hinüber nach Kroatien und weiter immer weiter in die Ferne, um dann doch nur wieder die Heimreise anzutreten. Was für eine Schmach!
Unsere österreichischen Freunde, denen wir einen Besuch abstatteten, sprachen von der Mongolei und von Westafrika. Ein langes, sehnsuchtsvolles Seufzen entrang sich unseren Kehlen. Die Trockenheit in jenen und der bohrende Schmerz im Herzen wurden mit Ottakringer, Goss Bräu und Puntigamer Bier gelindert. Am nächsten Tag tat dann aber der Schädel weh. Die Österreicher sind nicht für ihr Bier bekannt. Die Slowenen können es aber auch nicht besser. Union und Laško sind eine Katastrophe, die mit Gefahrenhinweis versehen werden sollte.
Metall in Metelkova Mesto
Nach durchfeierter Nacht im linksalternativen und besetzten Kasernenviertel Metelkova, Ljubljana, habe ich einen kompletten Tag Urlaub verschlafen. Weiß nur noch, dass wir nach dem Konzert der ukrainischen Stoner-Band „Stoned Jesus“ nette Slowenen kennengelernt haben. Ha, ich weiß sogar noch ihre – nun wahrscheinlich falsch niedergeschriebenen – Namen: Rok, Luš, Seboštian und Matiz. Danach noch wild im Jalla Jalla zu schräger Musik getanzt. Keine Ahnung, wie wir wieder in unser Mobilheim gefunden haben…
Auch am nächsten Tag war Metelkova Mesto wieder der Programmpunkt Nummer 1. Wir hatten Glück, „der Radio Student feierte seinen 48. Geburtstag“. So verkündete es zumindest kryptisch der Übersetzungsdienst einer bekannten Suchmaschine. Für nur 5 Euro konnte man zahlreiche Konzerte zu Ehren des ältesten freien Radiosenders der Stadt besuchen, darunter Bands mit so sprechenden Namen wie „Hillbillywithachainsaw“ aus Novo Mesto. Nicht schlecht, doch ich war noch immer vom Vortag geschädigt und konnte laute Metallmusik nur bedingt genießen.
Im garstigen Karst
Angewidert vom Sündenpfuhl Stadt suchten wir unser Seelenheil im nur scheinbar garstigen Karst, an dramatischen Einsturzdolinen, auf Naturbrücken und in einer Kirchenruine bei Rakov Skocjan, in der Parawissenschaftler eine besonders starke und heilsame Strahlung gemessen haben wollen. Dort schliefen wir in der Sonne einen Schlaf der Gerechten. “Wer-auch-immer, wir bitten Dich um Heilung und Deinen Segen!”
Halleluja, mit neuen Kräften versehen, wagten wir uns in Sloweniens dunkelstes Geheimnis. Über 13.000 Höhlen gibt es im Land. Und wieder war das Glück uns hold. Krishna Jama, die Kreuzhöhle, wollte uns sehen. Wir bekamen spontan den einzig freien Termin in der auf Wochen ausgebuchten und für Besucher streng limitierten Höhle. Für diese Ehre fand ich es nur recht und billig, dass ich mich zur Audienz als kleines, fettes und rotes Marsmännchen verkleiden musste. Durch 13 Seen ruderten und kletterten wir mit unserem Guide Igor gut 4 Stunden in die Unterwelt hinein, sagten Hallo zu Höhlenwurm, Höhlenscampi und Höhlenkäfer.
Der weiße Olm wohnt leider woanders, nämlich bei Postojna. Die bekannteste aller slowenischen Höhlen überließen wir aber lieber dem Massentourismus und stellten uns stattdessen für die nicht minder bekannte Höhle bei Skocjan in eine Schlange mit Weitgereisten aus aller Welt. Doch das war es wert. Größter Unterwasser-Canyon überhaupt, oder so. Herr der Ringe lässt grüßen. Am beeindruckendsten jedoch waren die windigen und halsbrecherischen Kletterpfade, die in luftiger Höhe gespannten Strickleitern der ersten Höhlenforscher.
Hoch hinaus
Und auch wir wollten noch einmal hoch hinaus. Zuerst wandern an der Bistrica Klamm südlich von Maribor. Die zweite Hälfte des Weges mussten wir komplett durchnässt vom Regen zurücklegen. Dafür fühlte sich nun der Feuersalamander so richtig wohl und versperrte uns mit seiner Sippe frech und knallgelb den Weg. Wir aber auch nicht schüchtern und überhaupt viel größer, ließen uns nicht den Schneid abkaufen. Hund sowieso komplett blind – nix gecheckt:
„Wie, welcher Salamander?“
Klamm, pah, pillepalle. Noch höher sollte es sein. Ein Berg muss her. Die Rogla und ihr Hochmoor, sind gerade recht für uns. Doch Hochmut kommt vor dem Fall. Es schneite und war saukalt. Und der Krüppelkieferbewuchs, naja, semispannend.
Ein paar Krokusse und Märzenbecher lachten mich dafür verstohlen an und meinten schüchtern: „Ist eben erst Vorfrühling in den Bergen. Immerhin sind wir hier auf 1500 Meter.“ Versöhnt grüßte ich zurück und sprach Ihnen ein Kompliment aus: “Schön, seid Ihr, Ihr Holden. Dennoch machen wir uns nun von dannen. Es ist einfach zu frostig hier. Tschüss!“
Ich hoffe, sie haben mich verstanden, denn sie sprachen nur gebrochen Deutsch und wir kaum Slowenisch. Und da diese Geschichte rückwärts erzählt ist, sind wir nun schon fast an ihrem Anfang, also an ihrem Ende, angelangt.
Nur noch eines bleibt zu sagen: Hallo Slowenien! – Zdravo Slovenija!