Musiktipp: Papa Wemba, der bekannteste Vertreter des kongolesischen Rumbas. Papa Wemba, war stilbildendend für die Bewegung der Sapeurs, der kongolesischen Modehippster.
Fast zwei Wochen waren wir nun in Bamako. Unser Ghana-Visum (eine komplizierte und langwierige Angelegenheit) halten wir endlich in Händen. Auch Sidi scheint sich langsam zu erholen. Zeit, weiter zu fahren.
Zum Abschied erkunden wir mit den Holländern Lisa und Bart (die heißen echt so!) noch einmal die Musikszene.
Den Club gleich hinter dem Sleeping Camel, in dem regelmäßig eine kongolesische Rumbaband spielt, verlassen wir schon bald wieder. Die Musik gefällt uns nicht, und der verzerrte Klang aus den reichlich übersteuerten Boxen ist uns ein Graus. Wieder bin ich darüber erstaunt, wie gesittet das Publikum auf den Loungesesseln still hält. Nur ganz vorne tanzt eine sehr leicht bekleidete Frau, die aber wahrscheinlich zur Band gehört.
Heppo schaltet seinen Partyriecher auf Suchmodus. So landen wir schon bald in einem Kulturzentrum, wo gerade eine Charityveranstaltung stattfindet. Es spielt „Salome“. Leider kommen wir zum letzten Lied vor der Pause, die von den gleichermaßen langatmigen wie reißerischen Reden des Conferenciers überbrückt wird. Auch die Rapper, die man hier wie „Rubber“ ausspricht, langweilen uns mit ihren schlechten Playbacks und peinlichem Gehabe. Lisa und Bart kapitulieren, sie wollen zurück ins Camel. Wir hoffen hingegen auf die zweite Runde von Salome und Band. Und unsere Geduld wird belohnt: Salome tritt in grünem, glänzenden Kleid auf die Bühne, unterstützt von ihrer vielköpfigen und ausnahmslos männlichen Band. Der Keyboardspieler erregt unsere Aufmerksamkeit, er ist nämlich – weiß.
Die Musik ist gut und so psychedelisch wie fast alles, was wir bisher in Mali gehört haben. Endlich einmal trauen sich auch die Zuschauer zu tanzen. Männer wie Frauen (alle ausnahmslos bestens gekleidet) stürmen dazu auf die Bühne und umringen die Sängerin. Alle tanzen in einem großen Kreis, der sich um Salome herumbewegt. Wir gucken uns das Spektakel an und haben bald schon Favoriten. Ich freue mich schon immer auf die langbeinige Schönheit im roséfarbenen Kleid, die bei jeder Runde graziös an uns vorbei schwebt. Ihr optisches Gegenstück, eine kleine, runde Venus von Willlendorf, tanzt ebenfalls ganz wunderbar. Bei jedem Tanzschritt bebt und wackelt ihr Fleisch. Auch ein paar der Jungs haben es echt drauf; mit zuckenden Hüftbewegungen schieben sie sich langsam vorwärts.
Als die Musik immer ekstatischer wird, geben wir uns einen Ruck und lösen uns aus unserer Rolle als Voyeure. Entschlossen drängen wir uns in den Kreis. Freudig werden wir aufgenommen, und nach dem Ende des Liedes sogar von Mittänzern und Bandmitgliedern abgeklatscht. Wir finden, dies ist ein schöner Abschied von Bamako.
Am nächsten Tag kommen wir also endlich weiter. Zum Fahren teilen wir uns eine Kolanuss, über deren Wirkung man sagt, dass sie Energie spendend und belebend wirken soll. Sie soll auch dabei helfen, die Hitze erträglicher zu machen. Der Geschmack der Kola ist aber schrecklich bitter und somit sehr gewöhnungsbedürftig. Als uns außerhalb der Stadt wieder einmal ein korrupter Polizist anhält, der es sich in den Kopf gesetzt hat, von uns zu kassieren, merken wir erst, wie gut die Droge ihre Wirkung tut. Wir texten den Typen dermaßen zu, dass er schon bald genervt die Augen verdreht. Möglichst schnell möchte er uns nun wieder loswerden. Lachend sitzen wir kurz darauf im LKW und merken erst, wie angeregt wir wirklich sind.
Die letzten beiden Nächte in Mali verbringen wir dann – alle Warnungen in den Wind schlagend – mehr oder weniger wild campend in der freien Natur. Bei Missiokoro gibt es eine Naturmoschee, die sich in einer einer großen Felsformation in einer Höhle befindet. Hier vermischt sich der muslimische Glaube mit dem Animismus. Auf einem Steinhaufen werden Schafe und Hühner geopfert, Marabuts sitzen in Felsnischen, beten und beraten Menschen, die mit ihren Anliegen zu ihnen kommen. Der Ort ist wirklich schön. Sogar Paviane gibt es hier, allerdings zeigen sie sich uns nur von Ferne, ganz oben auf dem Felsplateau.
Unsere letzte Nacht bei den „Chutes de Farako“ verläuft zum Glück ebenfalls ohne unangenehme Zwischenfälle. Nur ein paar Jugendliche entdecken uns und fragen nach Geld. Obwohl die beiden komplett harmlos wirken, verstecken wir uns mit Frau Scherer bei Einbruch der Dunkelheit ein bisschen weiter im Gebüsch. Ruhig und ungestört verläuft diese Nacht. Bemerkenswerte ist einzig und allein Folgendes: Es ist mal so kühl, dass ich mich mit zwei (leichten) Laken zudecken muss. Wie wunderschön!