Empfang in der Elfenbeinküste


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Musiktipp: Alpha Blondy und Tiken Jah Fakoly kommen übrigens aus der Elfenbeinküste

Grenzübertritt bei Pogo! Das freut den Punk in mir >:D

Der Grenzübertritt in die République de Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) ist angenehm und unstressig. Schon bald halten wir neben dem Weg in einer Parkbucht. Diese darf man sich natürlich nicht perfekt angelegt vorstellen. Es ist einfach ein kleiner Sandplatz, der von viel tropischer Vegetation umgeben ist. Da dieser aber von der Straße aus kaum einsehbar und angenehm ruhig und friedlich wirkt, beschließen wir spontan, bis morgen zu bleiben.

Vermeintlich gefährlicher Hund

Nur ein paar Viehhirten begegnen uns bei unserem Spaziergang mit Sidi. Um die Kuhherde, sprich: die Kühe mit ihren gefährlich wirkenden spitzen Hörnern, vorbeizulassen, drücken wir uns am Wegesrand ins Gebüsch. Der Hirte und sein Sohn erschrecken sich fast zu Tode, als sie uns entdecken und trauen sich kaum, an uns vorbeizugehen. Den Tieren ergeht es nicht anders. Komisch finden wir das im ersten Moment, aber als wir uns die Situation aus der anderen Warte vorstellen, wird uns klar: Wir würden vielleicht ähnlich reagieren, wenn bei unserer täglichen Hunderunde in Deutschland plötzlich zwei Schwarze mit einer Ziege im Gebüsch sitzen würden. Selbst wenn beide nur die absolut harmlose Absicht hätten, Abstand zu uns und unserem vermeintlich gefährlichem Hund zu wahren, käme uns das schon etwas beängstigend vor.

Riesiger Termitenhügel

Am nächsten Tag fahren wir erst am späten Vormittag los, doch sonderlich weit kommen wir nicht. Nach ein paar Kilometern geraten wir in eine der üblichen Straßenbarrieren der Polizei. Alte Autoreifen, Baumstämme, verbeulte Ölfässer und eine dicke Kordel versperren uns die Weiterfahrt. Ich fühle mich verschaukelt, als mein freundliches „Bonjour!“ mit übertrieben hoher, weiblicher Tonlage von einem Uniformierten nachgeäfft wird. Automatisch senke ich meine Stimme um eine Oktave. Als der Unsympath nun aber auch noch meine ihm gereichte Hand in festem Griff hält und nicht mehr loslassen will, wird mir etwas unheimlich. Zur Sicherheit erwähne ich meinen im Auto wartenden Mann, der aber dummerweise von meiner Bedrängnis nichts mitbekommt. „Das ist mir egal!“, raunt der Polizist nun. „Hierbleiben musst du und einen aus der Cote d‘Ivoire heiraten.“ Ich fühle mich unwohl. Dieses Mal hat es die Polizei wirklich auf uns abgesehen. Zum Glück mischt sich nun ein Kollege ein, der deutlich sachlicher wirkt. Er macht uns klar, dass wir zurück in den letzten Ort fahren müssen, um uns dort auf dem Kommissariat von Ouangolodougou zu melden. „Order von oben! Keine Widerrede! Weigerung zwecklos!“ Sogar eine Motorradeskorte bekommen wir.

Für die Frauen sind die Polizeicheckpoints willkommene Gelegenheiten, um den Reisenden ihre Waren anzubieten

Auf der Wache werden wir sogleich an den Vorgesetzten weitergereicht, der uns in sein Büro bittet. Auch er schlägt einen unfreundlichen Ton an, bombardiert uns mit allerhand Fragen, erkundigt sich nach unserer Religion, unserem Essverhalten, unserer finanziellen Situation und nach unseren Wohnverhältnissen in Deutschland. Ein richtiges Verhör ist das. Ich fühle mich schrecklich. Selbst Heppo, der bislang noch recht cool war, wirkt nun langsam beunruhigt. Ich beschließe, nun meinerseits eine Frage zu stellen:„Was wird uns denn eigentlich vorgeworfen?“ Insgeheim mutmaße ich, dass es sich um eine besonders perfide Art handelt, uns Angst zu machen und damit Geld zu erpressen.

Wirklich nervig: Police Checkpoint

Der Chef  nickt wortlos. Auf dieses Stichwort scheint er nur gewartet zu haben. Dann zeigt er uns den französischen Artikel einer ivorischen Tageszeitung. Das dort abgebildete weiße und europäische Paar wird darin als ein international gesuchtes Mörderpaar beschrieben. Auf seiner Flucht nach Afrika wurde es schließlich hier im Land geschnappt. Offensichtlich hat der Polizeioberst eine blühende Fantasie: Nun sieht er in den wenigen auf dem Landweg ankommenden Touristen nur noch Killer und Verbrecher. Vielleicht hofft er aber auch auf einen Karrieresprung durch einen ähnlichen Fahndungserfolg. „Was werde ich finden, wenn ich eine Interpol-Anfrage über euch starte?“, fragt er nun, maliziös lächelnd. „Nichts!“, sage ich entrüstet und weiß nicht, ob ich nun lachen oder weinen soll.

Als er zehn Minuten später zurückkehrt und uns eröffnet, dass Interpol keinen Suchbefehl nach uns ausgegeben hat, ist er plötzlich wie ausgewechselt. Freundlich führt er uns zurück zum LKW und gibt uns noch Tipps zur Strecke bis nach Ferkessedougou, unserem nächsten Ziel.

Über diesen Ort konnten wir in der What‘s app Westafrican Traveller Group folgenden Eintrag lesen: „Ferkessedougou is for always burnt in my memories. Asking for a place to stay, the police told me to either sleep in a brothel or go to a convent. I am too ashamed to tell which option I chose!“ (Zitat aus dem Gedächtnis!) „Wahrscheinlich ging er ins Kloster!“, spötteln wir.

Ja, so sieht es in Ferke aus!

Moment mal , eigentlich ist es  wirklich keine schlechte Idee, bei einer der zahlreichen Religionsgemeinschaften um Asyl zu fragen. Die katholische Kirche befindet sich mitten in der lebhaften Stadt in einem großzügigen und ruhigen Innenhof. „Pas de problème!“, erklärt der entspannte Pfarrer Emanuel, und schon haben wir einen günstigen  und sicheren Stellplatz ergattert (gegen Spende) . Von hier können wir über den nebenan gelegenen Markt bummeln und zum nahen Freiluftkonzert der Evangelikalen schlendern. Freudig werden wir dort von den Gemeindemitgliedern begrüßt. Doch lange halten wir es dort nicht aus. Die Band wäre eigentlich gar nicht so schlecht, wenn nicht das viele „Halleluja, hey!“ wäre.

Wir kehren zu Frau Scherer zurück und stellen fest, dass  in der katholischen Kirche gerade eine Messe stattfindet. Ganz schön ausdauernd sind sie hier: Der Gottesdienst dauert fast drei Stunden, nämlich bis 23 Uhr. Gefühlt wird ununterbrochen das „Ave Maria“ gebetet. Auch die Evangelikalen bringen jede Menge  Enthusiasmus und Energie auf: „Halleluja, hey!“, schallt es noch die halbe Nacht zu uns herüber.

Halleluja hey, I like your Style!