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Sonntag, 06.07.2014
Der Tag beginnt sonnig und heiß, aber das Wetter schlägt um, und plötzlich beginnt es zu hageln. Dafür ist die Lichtstimmung sehr schön, als wir weiter zu den Sibinsker Seen fahren. Die fünf Seen sind aber zum Teil wild verbaut mit Ferienwohnungen. Von Hippies und Nudisten keine Spur. Am vierten See finden wir zumindest einen wenig vermüllten Platz zwischen einheimischen Campern.
Zu so einem kasachischen Campingurlaub gehört eine lebhafte Familie, laute Musik aus dem Autoradio, jede Menge Grillfleisch, und auch Feuerwerkskörper dürfen nicht fehlen. Nicht gerade das, was wir uns unter Ruhe und Erholung vorstellen.
Trotzdem ist es landschaftlich super. Die Seen werden von schroffen Bergen aus sogenanntem Matratzengranit eingerahmt. Der Stein heißt so, weil er aussieht wie übereinander gestapelte Matratzen. Da wir am liebsten ein paar Tage lagern wollen, hoffen wir einfach darauf, dass morgen, Montag, vielleicht etwas weniger los sein wird.
Montag, 07.07.2014
Lagertag. Wäsche waschen. Lecker Antipasti, zubereitet vom Bordkoch Matthias.
Wir ärgern uns zunehmend, dass die schönen Plätze so vermüllt sind. Anscheinend stört es die Kasachstaner nicht, im Unrat der anderen zu zelten und zu picknicken. Im Gegenteil: Der eigene Müll, bestehend aus Knochen, Wodkaflaschen und Kinderwindeln, wird einfach dazu geworfen. Direkt neben dem See.
Dienstag, 08.07.2014
Schlägerei und Messerstecherei genau vor unserem LKW. Wir sind aber nicht involviert und verfolgen das Spektakel nur entsetzt vom Fenster aus.
Aber von vorne: Gegen 14 Uhr rollen ca. fünf Autos an, und heraus steigen ca. 30 Personen, die wir auf Mitte zwanzig schätzen. Innerhalb von fünf Minuten läuft billiger Techno auf Anschlag, eine Wagenburg ist gebaut, die mit einer Zeltplane beschattet wird, ein Lagerfeuer ist geschürt, der Samowar und der Grill sind angeworfen. Und auch reichlich Schnaps ist im Umlauf.
Wir finden unsere neuen Nachbarn nicht so toll und kontern erst mal mit Motörhead in voller Lautstärke. Damit kann man die Kasachstaner aber nicht schockieren: Je mehr Rummel desto besser.
Im Gegenteil: Als wir eine Musikpause einlegen, kommen sie sogar vorbei und fragen, warum wir jetzt keine Musik hätten. Dabei stellen wir fest, dass die Leute eher Mitte vierzig sind und gar nicht so jung, wie man vom Verhalten her schließen könnte.
Etwas später nähern sich ein paar Frauen aus der Truppe und laden uns zu Tee und Schnaps ein. Da wir aber mitten in einer Besprechung unserer “Marschrut” sind, vertrösten wir sie auf später. Sowieso haben wir eigentlich keine Lust auf nähere Bekanntschaft. Wieder etwas später kommen andere Frauen, bringen uns Plätzchen und Hammeleintopf und stehen komplett angeschickert und kichernd vor unserem Laster. Dabei erzählen sie uns, dass sie ein Lehrerkollektiv (also ein Kollegium) aus Öskemen sind. Die Physiklehrerin (42) versucht unbeholfen, mit Matthias zu flirten, der aber kalt bleibt.
Währenddessen gibt es hinter der Wagenburg schon eine kleinere Rangelei unter den Männern (entweder die Ehemänner oder ebenfalls Lehrer). Da wir wiederholt zum Tee eingeladen werden, begeben sich Heppo und ich zum Lager der feierwütigen Truppe. Dort unterhalten wir uns ungefähr zehn Minuten mit der Russischlehrerin und der goldbezahnten Rektorin, als die Lage eskaliert.
Alles geht ziemlich schnell. Ein Auto fährt vor, der Fahrer springt mit einer Glasflasche heraus und will diese einem anderen über den Schädel ziehen. In letzter Sekunde geht ein Dritter dazwischen und schlägt ihm die Flasche aus der Hand. Wieder ein anderer stößt ein wildes Kriegsgeheul aus, stürzt ins Küchenzelt und greift sich ein Messer. Die Frauen laufen kreischend hinterher.
Wir versuchen uns unauffällig zum Laster zurückzubewegen. Dort sitzt Matthias mit laufender Videokamera am Fenster und murmelt entsetzt vor sich hin: „Die ganze Welt ist verrückt!“. Wir sehen, wie einer mit dem Messer am Arm angestochen wird und sich schmerzverzerrt auf der Wiese wälzt. Die anderen Männer traktieren sich unterdessen mit Fäusten. Nur die Frauen scheinen die Situation halbwegs unter Kontrolle zu halten.
Krass! Wenn das das Lehrerkollegium aus Öskemen ist, so möchten wir nicht auf den Rockerclub von Öskemen treffen. Unglaublich, die Lehrer haben sich schlimmer benommen als eine Horde Teenager, die zum ersten Mal richtig viel Schnaps zwischen die Finger bekommen hat.
Die Party ist auf jeden Fall zu Ende. Nachdem alle Wunden versorgt sind, fahren die Autos brav alle nacheinander ab. Ich traue mich zu wetten, dass morgen wieder alles in bester Ordnung ist. Zu so einem Picknick gehört wahrscheinlich einfach eine ordentliche Schlägerei unter Männern. Wir sind schockiert. Fremde Welt!
Mittwoch, 09.07.2014
Ade, Sibinsker Seen. Wir mögen uns gar nicht vorstellen, wie viele Schlägereien ihr schon ansehen musstet. Vom gestrigen Gelage ist ein riesiger Haufen Müll zurückgeblieben: unzählige Bier-und Wodkaflaschen und ein zusammengeschmorter Haufen Plastik.
Unsere Fahretappe führt uns über die Kleinstadt Kalbatau. Der Ort könnte ein Tankstellenmuseum eröffnen. Es gibt hier mindestens 20 Tankstellen, die Hälfte davon außer Betrieb.
Es ist so heiß, dass ich Kreislaufprobleme habe und mir ein Tuch über den Kopf hängen muss.
In Ayagöz machen wir kurz Halt, um Einkäufe zu erledigen. Wir werden von einem süßen, jungen Geschwisterpaar angesprochen, das hervorragend Englisch spricht und für den Einkauf einer Telefonkarte Hilfe anbietet. Wir sind wirklich froh, nach unserem gestrigen Erlebnis so liebe Menschen zu treffen. Als ich dem Mädchen von der Schlägerei erzähle, meint sie leicht traurig: „I am not surprised!“. Ihr größter Traum ist es, zu reisen oder im Ausland zu studieren. Ich hoffe sehr, sie wird ihn verwirklichen können.
Wir übernachten etwas abseits der Straße in einer steppigen Hügellandschaft, die bei Sonnenuntergang wie verzaubert wirkt. Oh Kasachstan, Land der Gegensätze.
Weiter lesen: Alaköl See & Taldyqorghan
Und das war zuvor: Altai – Ridder
Hello, Berit, Andreas and Mattias!! 🙂 I’m that girl from Kalbatau who helped with phone cards 🙂 We were glad to help you! Come here again guys!! It was awesome talking to you) and thank you for saying that our English it good 🙂 And thank you for your wishes! Hope your trip was amazing!
See you soon!
Dear Klara and Victor,
it was nice to meet you in Seri Lug we enjoy to get in touch with lovely and sensible persons like you.
Actually we do have a question and you could be able to help us:
We would like to go to Altyn Emel national park in a few days. In our tourist guide book we read that we should register in advance. Do you have any idea where to do this and if it is possible to manage that just one week in advance? Do you have a phone number or email adress of the registration office?
We wish you also a nice time and we hope to meet you again.
Berit, Andreas, Matthias and Sidi
PS: We did not see Subkultura in Oeskemen as we were there just saturday
Hi Andreas/Berit/Mattias/Sidy!
I hope you’re enjoying your trip and having a good time. Sorry we didn’t mention that to get to the Nudist beach you need to go to the other side of Lake #3, or ask a local security guy (his name is Gennady) to give you a boat and cross the lake in a boat.
We just got back from Seri Lug today. It’s still raining outside, though with sunny weather sometimes.
Nevermind that drunken idiot in Oskemen, just be careful and don’t afraid to protect yourself.
I’ll be watching your blog, so if you have any questions about KZ or any assistance or help, just let me know.
Take care.
Have a safe trip!