Ankunft mit der Fähre in Afrika. Die Marokkaner werden unruhig. Eine Lautsprecherstimme weist uns an, zwei Stunden vor Ankunft die Zimmer zu räumen. Das unfreundliche Personal versperrt schon mal alle Zugänge, um mit der notdürftigen Reinigung des Schiffes zu beginnen. Die Klos sind verstopft, und das Wasser läuft in den Bädern von der Decke herab. Sehr beruhigend!
Wir vertreiben uns die Zeit weiterhin an Deck und lernen Nici und Tom aus Österreich kennen, die zum ersten Mal nach Marokko fahren und sich uns gerne für die erste Nacht anschließen möchten.
Dann geht plötzlich alles sehr schnell. Tanger sieht man schon von Weitem als Lichterkette am Horizont. Die Marokkaner stürmen auf das Autodeck, und der Motor läuft schon mal warm. Ein Gedrängel mit Autos beginnt, Hupen, nervöse Fahrer, Luft zum Schneiden. Die Einweiser verkrümeln sich lieber hinter einigen Kisten und essen hartgekochte Eier. Heppo schimpft auf bayrisch derb zur Fahrertür heraus, neben uns der erste Auffahrunfall.
Leider sind wir immer noch nicht fertig mit dem Grenzübertritt. Da gibt es wieder das übliche planlose Chaos. Mit zwei italienischen Punkerinnen, einer Rentnerin und einem weltreisenden Unimogfahrer rennen wir zwischen den Schaltern hin und her, um unsere Nummern aus dem Ausweis registrieren zu lassen, unsere grünen Zettel stempeln zu lassen. Die Italienerinnen texten temperamentvoll den überfordert wirkenden marokkanischen Zollbeamten zu, der immer wieder von uns davon zu laufen versucht. Wir laufen wie die Gänschen hinterher. Dann wieder ein Auffahrunfall: Zwei marokkanische Kleinwagen, Wutanfall des Marokkaners mit dem beschädigteren Auto. Der Polizist ist abgelenkt und stempelt alle unsere Zettel durch. Der Unimogfahrer und ich grinsen die ganze Zeit, weil alles so absurd ist, wie in einem Theaterstück. Die zwei Österreicher müssen noch ihren Landrover öffnen, dann sind wir endlich in Marokko.
Mittlerweile ist es schon wieder spät, zehn oder elf Uhr nachts. Wir haben vor, noch zum Cap Spartel zu fahren, das laut Karte nur 14 km von Tanger entfernt ist und evtl. schöne Übernachtungsplätze für Camper an der zerklüfteten Küste bieten soll. Zur Not gibt es dort auch einen Campingplatz. Was wir leider nicht bedacht haben ist, dass wir nicht direkt in Tanger angekommen sind, sondern in Tanger méditerrane, ein Hafen, der ca. 40 km von der eigentlichen Stadt entfernt ist. Trotzdem, einen Alternativplan gibt es nicht, also 50 km bis zum Cap Spartel, eineinhalb Stunden Fahrt. Die Österreicher fahren hinter uns her, sind dabei aber recht entspannt bei einer Dose Bier.
Wir finden auf Anhieb einen schönen Schlafplatz. Nici ist zwar etwas besorgt darüber, einfach so am Strand zu schlafen. Ich beruhige sie und schwärme von der Gastfreundlichkeit der Marokkaner. Gerade, als ich mit meiner Rede fertig bin, steuern jedoch vier Männern mit Hunden auf uns zu, einer trägt ein Gewehr über der Schulter. Jetzt bin ich auch verunsichert. Die marokkanischen Männer sind es aber ebenfalls. Sie sind von der Küstenwache und bewachen den Nordstreifen Marokkos, damit keiner das Land schwimmend verlässt. Das haben wir nicht vor. Wir sind froh, endlich angekommen zu sein. Unsere Personalien werden aufgenommen, und wir erhalten die Erlaubnis, bis zum nächsten Tag bis neun oder zehn Uhr vormittags zu bleiben.
Trotz der späten Stunde haben wir noch Spaß mit den Tirolern, die erst mal ein Tee-Whiskey-Schnaps-Getränk bereiten und uns mit Spaghetti versorgen. Die beiden wollen im Atlas Skitouren gehen. Wieso auch nicht, was ein echter Bergfan ist!